The Calling: Cthulhu Chronicles

The Calling: Cthulhu Chronicles ist keine H. P. Lovecraft-Geschichte im Comic-Gewand – nein, es handelt sich um eine durch Lovecraft inspirierte Geschichte. Aber das ist schon in Ordnung, die gefühlt hundertste Abhandlung von Berge des Wahnsinns oder anderen Werken aus der Feder des Meisters wird irgendwann auch eintönig.

The Calling: Cthulhu Chronicles - Cover
© Copyright Boom! Studios

Plot

Polaroid-Fotos, auf denen eine Gestalt zu sehen ist, die vorher nicht da war, ein Pharmakonzern und Cthulhu-Kultisten – so die Ingredienzien von The Calling: Cthulhu Chronicles.

Clayton ist Vertreter für einen fiktiven Pharmakonzern. Mit Lügen versucht er, Krankenhäuser von den Produkten zu überzeugen. Kurz nachdem er den Deal seines Lebens abgeschlossen hat, erhält er einen Anruf: seine Schwester Azilee hat sich selbst in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.
Sie hört Stimmen, die ihr befehlen zu töten, und will sich und andere mit ihrer Einlieferung schützen.
Clayton kann nicht glauben, dass seine Schwester verrückt sein soll, und beginnt mit Nachforschungen.

Erste Station: Jeremiah, Azilees Freund, mit dem sie ein halbes Jahr um die Welt getingelt ist. Jeremiah hat auf ihrer gemeinsamen Reise mit einer alten Polaroid-Kamera Fotos geschossen. Auf jedem Bild, das er von Azilee gemacht hat, ist eine mysteriöse Gestalt abgebildet, die von Foto zu Foto immer deutlicher zu erkennen ist. Als die Aufnahmen gemacht wurden, war allerdings nie eine andere Person anwesend…
Seit dieser Entdeckung ist Jeremiah dauerhaft alkoholisiert. In seiner unzurechnungsfähigen Verfassung macht er allerdings mit der Polaroid ein Foto von Clay. Und siehe da: auch hier ist die unheimliche Gestalt abgebildet…

Clayton besucht mit diesen neuen Informationen noch einmal Azilee. Diese schickt ihn zu ihrem Bekannten Stefano; er soll der Einzige sein, der helfen kann, die Identität des Unbekannten zu enthüllen.

Allmählich wird aus der Detektivgeschichte eine ernst gemeinte Lovecraft-Hommage.

Cthulhu is coming

Der Lovecraft-Bezug findet in Form von Anhängern eines Cthulhu-Kults statt. Diese wollen, dass alle 11 Dimensionen zu einer einzigen kollabieren, um Cthulhu heraufzubeschwören. Das Ende der Welt quasi.
Doch dafür wird Energie benötigt, sehr viel Energie, und diese können sie aus speziell ausgebildeten Menschen gewinnen. Da ihnen dies jedoch zu lange dauert, haben sie mit Unterstützung eines Pharmakonzerns ein Medikament entwickelt.
Mit Hilfe eines angeblichen Medikaments werden Menschen nun unfreiwillig zur Energiequelle.

Wer rettet die Welt vor Cthulhu?

Der Pharmakonzern ist derselbe, für den Clay arbeitet, so schließt sich der Kreis.
Clay und Stefano finden all dies heraus; viel Zeit bleibt jedoch nicht mehr, bis der Kult sein Ziel erreicht haben wird.
Aber wer kann die Kultisten aufhalten? Sind es Clay und Stefano oder kommt da noch mehr?

Meinung

Nach dem Lesen machte sich etwas Enttäuschung bei mir breit. Außer der anfänglichen Polaroid- Geschichte, die wirklich gruselig ist, bleibt für mich der Horror aus. Da wäre mehr drin gewesen.
Vielmehr ist The Calling: Cthulhu Chronicles eine Detektivgeschichte, angesiedelt in der Moderne mit Cthulhu-Mythos-Elementen.
Die Farbgestaltung ist für meinen Geschmack zu bunt geraten und auch der Zeichenstil wirkt zu hektisch. Insgesamt mag ich den Stil, aber es passt für mich nicht in das Cthulhu-Setting. Bei Lovecraft habe ich einfach dunklere Farben und gediegenere Formen im Kopf.

Nun ja, das ist Geschmackssache. Kritik muss sich aber auch die Story von mir gefallen lassen: Die Grundidee hat mich überzeugt, aber die Geschwindigkeit, mit der die Story voranprescht, verhindert mehr Tiefgang. Die Charaktere werden, wenn überhaupt, nur auf das Nötigste reduziert vorgestellt. Teilweise werden sie einfach ins Geschehen geworfen. Das führte nicht nur einmal zu Verwirrungen bei mir. Das Ende ist etwas holprig und für meinen Geschmack zu einfach und unrealistisch. An die Existenz von Cthulhu zu glauben fällt mir fast leichter, als das Ende ernst zu nehmen.

Für mein Empfinden hätten es 20-30 Seiten mehr sein müssen, um der Geschichte die notwendige und würdige Tiefe zu verleihen.

Welch ein Dilemma: gute Idee(n), die nicht konsequent genug umgesetzt wurden.

Ich bin überzeugt davon, dass Michael Alan Nelson deutlich mehr aus The Calling hätte machen können. Meiner Ansicht nach hat er viel Potential verschenkt und macht es dem geneigten Leser zu schwer.
Vielleicht können Hardcore-Lovecraft-Fans dem Werk etwas abgewinnen, ich insgesamt aber nicht!

The Calling: Cthulhu Chronicles

Veröffentlicht: 30.07.2014
Verlag: Boom! Studios
Seiten: 108
Sprache: Englisch

Geschrieben von Michael Alan Nelson
Illustriert von Christopher Posseni

Wertung:

65%

1 Kommentar zu „The Calling: Cthulhu Chronicles“

  1. Pingback: Bramble - Volume 1-3 • Comic Review

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