Sword Daughter – Volume 1-3

Sword Daughter – Volume 1-3 ist eine visuell brachiale Rache-Geschichte im Zeitalter der Wikinger. Brain Wood und Mack Chater zeigen, wozu das Medium Comic fähig ist!

Ich möchte die ganze Reihe in einem Review behandeln. Sword Daughter ist zu komplex, um einzelne Handlungsabschnitte getrennt zu besprechen. Generell ist es schwer, diesen Comic in Worte zu fassen, aber ich versuche es dennoch…

Rachegelüste

© Copyright - Dark Horse Comics - Sword Daughter
© Copyright – Dark Horse Comics

Die junge Elsbeth und ihr Vater Dag überleben als einzige einen mörderischen und hinterlistigen Angriff auf ihr Dorf. Auch Elsbeths Mutter und Bruder wurden vom berüchtigten Clan Forty Swords getötet, als diese das Dorf dem Erdboden gleichmachen. Dag ist so sehr traumatisiert, dass er für 10 Jahre in eine Schockstarre verfällt. Im Comic selbst ist von 10 Jahren Schlaf die Rede. Irgendwie überlebt Elsbeth, wächst heran und kümmert sich um ihren Vater.

Eines Tages will sie nach dem Schwert von Dag greifen, und dieser erwacht.

Dag will den Clan der Forty Swords finden und sie alle töten. Rache, nichts als Rache treibt ihn an. Vergeltung für die verlorene Ehefrau und Sohn, Mutter und Bruder. In seiner Besessenheit schleift er Elsbeth mit sich, ohne darüber nachzudenken, was dies für einen Einfluss auf das Kind haben könnte. Die Geschichte beginnt und wird weitaus komplexer als es sich bis jetzt anhört.

Wer braucht schon Worte?

Elsbeth hat nie wirklich sprechen gelernt – wie auch? -, und genau dieser Umstand beschert dem Leser eine besondere Art der Kommunikation. Nur über ihre Körpersprache drückt sie sich aus, unterstrichen wird dies durch Sprechblasen in denen statt Text Symbole ihrer Körpersprache Nachdruck verleihen. Zudem ist Elsbeth verwildert, soziale Interaktionen kennt sie nicht.
Ihrem Vater gegenüber ist sie eiskalt und abweisend wie Teflon. Das wird sich erst viel später ändern, aber immer zu ihren Regeln.

Ein konfuser Start

Ja, der Anfang von Sword Daughter ist etwas holprig und verwirrend. Gepaart mit Ungereimtheiten und unlogischen Erklärungen. Ein kleines Mädchen überlebt 10 Jahre in der Einöde und schafft es zudem das ihr schlafender Vater nicht verhungert? Weit hergeholt.
Wäre ich nicht von der Optik so angetan gewesen, hätte ich vielleicht nicht den ersten Band zu Ende gelesen.
Glücklicherweise ist aber nur der Anfang mit Logikfehlern versehen.

Zur Beruhigung: Nur der Start ist etwas fehlgeleitet und sagt nichts über die Qualitäten des restlichen Comics.

© Copyright - Dark Horse Comics - Sword Daughter
© Copyright – Dark Horse Comics

Ein komplexes Konstrukt mit Tiefgang

Irgendwann vergisst man aber den konfusen Start und lässt sich von der Geschichte mitreißen. Doch Achtung: Sword Daughter bleibt komplex und zuweilen verwirrend.
Die quasi nicht-lineare Erzählweise und die Vor- und Rückblenden verlangen einiges ab vom Leser.
Das muss man einfach mögen und dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man Sword Daughter lesen möchte. Es wird eben nicht alles glasklar auf dem Tablett serviert. Doch je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto verständlicher werden die Zusammenhänge. Komplex und tiefgängig: nicht jedermanns Ding. Für mich hat es sich gelohnt, aber dazu später mehr.

Die Handlung geht über viele Jahre und zwischenzeitlich verlieren die beiden sich und die Vendetta endet. Nein, eigentlich pausiert diese lediglich, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen zu werden.

Elsbeth alias Sword Daughter

Nach Jahren der Trennung treffen Vater und Tochter wieder aufeinander. Friedlicher und offener als früher. Elsbeth ist nun eine erwachsene Frau, im Schwertkampf ausgebildet und spricht! Eigentlich nur, wenn sie muss, nicht unbedingt um sich zu unterhalten, aber sie kann.
Ohne zu viel zu verraten: Elsbeth steigt in die Vendetta, die Dag vor Jahren begann, mit ein.

Meinung

Was das Kreativteam um Brain Wood hier abliefert, ist ganz große Kunst!
Wie schon gesagt, visuell zog mich Sword Daughter sofort in seinen Bann. An ein vergleichbares Werk kann ich mich nicht erinnern.

Das Storytelling ist nicht weniger beeindruckend. Wood versteht sein Handwerk und bedient sich ungewöhnlicher Mittel. Dass Elsbeth anfangs stumm wie ein Fisch ist und somit ihre Körpersprache in den Fokus rückt, ist doch sehr ungewöhnlich. Nie muss man sich fragen wie Elsbeth zu etwas steht, man sieht es ihr an, manchmal wirkungsvoller als viele Worte.
Sword Daughter ist einfach mehr als eine einfache Rache-Geschichte.

Zwar sind Elsbeth und ihr Vater von niederen Instinkten geleitet, aber im Grunde dient dies nur als Aufhänger. Eine Art Traumabewältigung, die Vater und Tochter einander näher bringt.

Der unnötig holprige Start ist schnell vergessen. Man muss sich einlassen auf die komplexe Erzählweise.
Obwohl Sword Daughter alles andere als einsteigerfreundlich ist, – im Gegensatz zu Heathen -Volume 1 & Volume 2 -, und ich am Anfang der Reise fast gewillt war, aufzugeben, kann ich nur zu einem Schluss kommen: Jeder Fantasy Fan sollte Sword Daughter eine Chance geben. Komplexität hin oder her, ich kann nicht anders, als diesen Comic zu meinen Lieblingen zu zählen. Einmal gelesen, verharrt er im Gedächtnis und möchte aufs neue gelesen werden.

Und somit ist für mich der Comic des Monats März 2022 diesmal eine ganze Serie.

Die drei Bände sind als Hardcover erhältlich, kleine Bücher voller Spannung, die jedes Regal aufhübschen.

Sword Daughter

Volume 1: She Brightly Burns

Veröffentlicht: 28.11.2018
Verlag: Dark Horse
Seiten: 96
Sprache: Englisch

Geschrieben von Brain Wood
Illustriert von Mack Chater

Wertung:

77%

Sword Daughter

Volume 2: Folded Metal

Veröffentlicht: 08.05.2019
Verlag: Dark Horse
Seiten: 96
Sprache: Englisch

Geschrieben von Brain Wood
Illustriert von Mack Chater

Wertung:

85%

Sword Daughter

Volume 3: Elsbeth of the Island

Veröffentlicht: 21.04.2020
Verlag: Dark Horse
Seiten: 96
Sprache: Englisch

Geschrieben von Brain Wood
Illustriert von Mack Chater

Wertung:

92%

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