Sentient

Mit Sentient liefert Jeff Lemire (Gideon Falls und Snow Angels) eine Science-Fiction-Geschichte, die 2020 für den Eisner Award nominiert war. Das ist ja schon mal eine Ansage.

Die grobe Handlung klingt erst einmal überaus vertraut: Die Erde ist heruntergewirtschaftet und die Menschheit ist gezwungen, einen anderen Planeten zu besiedeln. Die erste Kolonie befindet sich bereits im Aufbau, und die zweite Welle an Siedlern ist auf dem Weg.
Auf der langen Reise passiert allerdings eine Tragödie. Typisch Lemire bietet die Geschichte eine dichte Atmosphäre.

© Copyright TKO Studios
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Plot

Das Raumschiff USS Montgomery ist mit weiteren Siedlern auf dem Weg zur ersten Erd-Kolonie. Die Kinder der Besatzung sind im Kindergarten und die Crew versammelt sich für den Eintritt in die Black Zone – ab dort gibt es keinen Funkkontakt mehr mit der Erde.

Beim morgendlichen Briefing spielt die künstliche Intelligenz des Raumschiffes VALARIE der Crew eine soeben empfangene Nachricht ab: die Kolonie wird angegriffen! Separatisten beschuldigen die Erdregierung des systematischen Fehlverhaltens in der alten Heimat und möchten, dass die Kolonie unabhängig wird, zur Not eben mit Gewalt.

Sekunden nach Eintritt in die Black Zone enttarnt sich ein Crewmitglied als Anhängerin der Separatisten und tötet mit einem Gas alle Erwachsenen auf dem Schiff.

Zwar ist VALARIE nur ein Computerprogramm, welches sprechen kann, jedoch gelingt es ihr, die Kinder vorerst zu beschützen. Von nun muss sie sich um die Kinder kümmern und versuchen, mit ihnen zusammen das riesige Raumschiff zur Kolonie zu steuern. Auf der langen Reise wird noch einiges passieren…

© Copyright TKO Studios
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Meinung

Die Story kommt sehr schnell in Fahrt: das Unglück ereignet sich gleich zu Beginn und Lemire nimmt sich viel Zeit dafür, die bedrohliche Atmosphäre, der die Kinder ausgesetzt sind, aufzubauen.
In groben Zügen erinnerte mich die Handlung an „Herr der Fliegen“, nur eben im Weltraum.

Die mehrheitlich dunklen Farben tragen die düstere und hoffnungslose Stimmung, welche die Kinder durch die endlosen Tage begleitet. Den Verlust der Eltern können einige schwer verarbeiten, die emotionale Verfassung kippt und Trauer wird zu Wut. Es kommt zu Mobbing und Ausgrenzung, Beschuldigungen schallen durch das Raumschiff und die Gruppendynamik ist kaum mehr aufzuhalten. Somit wird VALERIE zur körperlosen Ersatzmutter, die es nicht leicht hat, die kleinen Egos unter Kontrolle zu halten.

Das menschliche Verhalten ist oftmals eine Überforderung für die K.I., aber sie entwickelt sich weiter und weicht immer mehr von einem starren Computerprogramm ab.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Graphic Novel „Sentient“ heißt, den es bedeutet empfindungsfähig und bezieht sich für mich klar auf VALARIE.

Sentient gehört in jede Sammlung und ist mein Comic des Monats Januar 2022! Punkt. Aus. Ende.
Die Graphic Novel ist in Englisch und in Deutsch von Panini erhältlich.

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The Veil

Sentient

Veröffentlicht: 01.12.2019
Verlag: TKO Studios
Seiten: 160
Sprache: Englisch

Geschrieben von Jeff Lemire
Illustriert von Gabriel Hernandez Walta

Wertung:

95%

2 Kommentare zu „Sentient“

  1. Pingback: The Veil - Volume 1-4

  2. Pingback: Under-Earth • Eine 500 Seiten starke Graphic Novel!

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