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Comics sind nur etwas für Kinder und für sozial inkompatible Jungs, die bei Mami im Keller hausen. So oder so ähnlich geistern die Klischees durch die Köpfe. Schublade auf und rein damit. Natürlich ist das zu kurz gedacht und entspricht nicht der Wahrheit. Okay, ein bisschen schon ;-), aber es gibt eben noch viel mehr Menschen, die Comics lesen, und mindestens genauso viele Gründe. Hier will ich dir meine Top-5-Gründe nennen, weshalb ich unter anderem Comics und Graphic Novels und auch Mangas lese.
Zum Einstieg ein Zitat:
„Das einzige, was ich in meinem Leben bedaure, ist,
Pablo Picasso (1881 – 1973)
keine Comics gezeichnet zu haben.“
1
Comics sind tiefgründig
Die Welt der Comics hat weit mehr als Micky-Maus-Heftchen und Superhelden-Geschichten zu bieten. Viele Geschichten in Form der 9. Kunst sind weitaus komplexer als wohl die meisten Nicht-Comicleser denken.
Beispielhaft sei hier From Hell genannt oder A Sea of Love.
From Hell behandelt auf 600 Seiten die Geschichte von Jack the Ripper. Für die Graphic Novel haben die Autoren Alan Moore und Eddie Campbell gut 10 Jahre recherchiert.
A Sea of Love wiederum ist das genaue Gegenteil von From Hell. Ganz ohne Worte wird eine herzergreifende Geschichte nur mit Bildern erzählt.
Beide Beispiele sind für sich genommen tiefgründig und erzählen ihre Geschichte auf vollkommen unterschiedliche Weise. From Hell ist für ein Comic/Graphic Novel ein wahres Text-Monster.
Siehe auch meine 5+1 Comic-Ideen für die Sommerferien 2022.
2
Vielfalt, unermessliche Vielfalt
Eines kann man dem Medium Comic sicher nicht nachsagen: mangelnde Vielfalt und Abwechslung. Für jedes Genre, jeden Geschmack und jedes Alter gibt es unzählige Comics zur Auswahl. Langweilen braucht sich wahrlich niemand.
Dann wären da auch noch die extrem unterschiedlichen Zeichenstile. Bunt oder schwarz-weiß, grelle Farben oder eher dezent.
Oder eben Mangas. Die für unseren Kulturkreis ungewohnte von Rechts-nach-Links- Leserichtung muss erst einmal verinnerlicht werden. Aber es lohnt sich, im Bereich Mangas zu stöbern. Klassiker wie Akira und Neon Genesis Evangelion haben eine ganz eigene, besondere Sogwirkung. Aber auch die Manga-Adaptionen von Gou Tanabe von H.P. Lovecraft’s literarischen Werken heben sich von der Masse ab und stechen durch Eigenständigkeit heraus.
Manchmal ist die unfassbare, schier endlose Anzahl an Comics, Graphic Novels und Mangas auch hinderlich auf der Suche nach neuem Lesestoff. Es gibt diese Momente, in denen man sich von der Vielfalt erschlagen fühlt. Welch ein Luxus-Problem!
3
Die Sucht der Serie
Es gibt Comic-Serien, die man durchsuchten möchte, quasi analog zu einer Netflix-Serie.
Diese begeistern oft ab der ersten Seite, sprechen genau den eigenen Geschmack an und wecken das “Will mehr”-Verlangen. Das können sowohl Mainstream-Serien sein als auch weniger bekannte.
Natürlich können viele an einem Abend oder Wochenende komplett gelesen werden und wieder andere sind Langzeit-Serien, die über viele Jahre laufen. Bestes Beispiel The Walking Dead. Robert Kirkman’s Zombie Serie startete 2003 und wurde 2019 beendet.
4
Englisch lernen / verbessern
Englische Graphic Novels und Comics eignen sich hervorragend, um Englisch zu lernen und das vorhandene Wissen aufzufrischen bzw. zu erweitern.
Warum das so ist, liegt auf der Hand: Worte gepaart mit Bildern eignen sich viel besser dazu, eine Fremdsprache zu lernen als reiner Text. Vieles ergibt sich aus dem Kontext zu den Bildern bzw. verfestigt sich leichter mit einer visuellen Information. Natürlich ist besonders am Anfang ein Wörterbuch oder eine App immer wieder notwendig zum Nachschlagen, aber dieser Umstand lässt mit der Zeit nach.
Graphic Novels wie meine 5 Empfehlungen – Comics auf englisch für Anfänger sind hierfür gut geeignet.
Genres wie Fantasy, History oder Krimis würde ich für den Einstieg nicht empfehlen. Diese verwenden meist ein elaboriertes Englisch oder fiesen Slang. Das Lesevergnügen kann besonders durch Ghetto-Sprache / Slang gedämpft werden. Gefühlt jedes zweite Wort wird abgekürzt, Lesefluss adé.
5
Spannende Inszenierung
Zu guter Letzt wäre da noch die Spannung zu erwähnen. Comics sind in Panels aufgeteilt und erscheinen so erst einmal starr und undynamisch. Das mag früher so gewesen sein und bei diversen Genres auch heute noch Standard sein, aber es gibt unzählige Gegenbeispiele. Comics können sehr wohl dynamisch wirken. Viele Autoren und Illustratoren spielen zum Beispiel kreativ mit der Panel-Anordnung, um beim Leser eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Beispiele gefällig? Snow Angels von Jeff Lemire und Illustrator Jock pfeift auf die klassischen Panel-Anordnungen. Oft werden Panels breit, ja fast schon 16:9 oder 16:10 verwendet. Die Anzahl ist auf 3-4 pro Seite reduziert und gehen oft ineinander über ohne die strikten Trennungen, wie man sie noch aus früheren Tagen kennt.
Die beiden sind damit ganz und gar nicht alleine, was mich sehr freut. Der immer häufiger beschrittene Weg weg von “starren” Szenen, die in ein kleines Panel gequetscht werden, fällt mir positiv auf.
Das waren 5 meiner ganz eigenen, subjektiven Gründe, Comics und Graphic Novels zu lesen.
Was sind deine Gründe? Schreib sie mir gerne in die Kommentare.
Tolles Argumentarium, danke für die Impulse.
Sehr gerne!
Vor allem muss ich mal die Gestaltung deiner Beiträge loben – die gefällt mir so wahnsinnig gut!
Ganz davon abgesehen, dass ich diesen Beitrag auch inhaltlich mehr als gelungen finde. Die Vorurteile und Klischees gegenüber Comics & Comicleser*innen lösen sich zwar glaube ich so ganz langsam, bestehen aber immer noch in vielen Köpfen. Dabei sind Comics so bereichernd und ich glaube, dass die meisten ziemlich überrascht wären, was sie bisher verpasst haben.
Liebe Grüße
Jill
Vielen lieben Dank für das Lob.
Tja leider kenne ich in meinem Umfeld niemanden der Comics liest…